Die Pflege und Betreuung von Angehörigen ist heutzutage ein zentrales Thema, hinter dem sich ein großes Spektrum befindet. Dies betrifft nicht nur die pflegende Person, das Pflegepersonal, die Angehörigen, sondern ist auch in der Politik angesiedelt, die sich damit aktiv auseinandersetzen muss.
Feststeht: Die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt stetig weiter und erfordert auch staatliche Schritte und Unterstützung.
Optimale Pflege und Betreuung
Der Idealzustand sieht folgendermaßen aus: Eine optimale und individuell abstimmte Pflege sollte im besten Fall Folgendes sicherstellen:
- Die pflegende Person erhält die für sie wichtige Lebensqualität, die einerseits die Lebensbedingungen erleichtern und anderseits für das so wichtige Wohlfühlen sorgt.
- Das Pflegepersonal – das beginnt beim professionellen Pflegepersonal und endet bei Angehörigen der Pflegenden – sollte in der Lage sein, die Herausforderungen eines Pflegealltags erfolgreich zu meistern.
Das hört sich eigentlich ganz einfach und logisch an – zumindest theoretisch. Doch jemand, der bereits einmal einen Menschen gepflegt hat bzw. dies permanent tut, kann klar nachvollziehen, dass dies in der Praxis nicht immer so einfach umzusetzen ist. Klar ist: Pflegende Familien und Angehörige nehmen große Belastungen auf sich und leisten darüber hinaus einen gesellschaftlichen äußerst wertvollen Beitrag. An dieser Stelle – an all diese Menschen große Hochachtung und ein ehrliches Lob!
In Österreich und in Deutschland steigt die Anzahl der pflegenden Angehörigen. Sogar Kinder und Jugendliche sind in diesem Prozess aktiv involviert. Was bleibt Ihnen den übrig? Sollten Sie z.B. die geliebte Mutter im Stich lassen. Nein – keinesfalls. Mehr als 80 % der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause durch Angehörige gepflegt.
Die Pflege und Betreuung im Familien- und Angehörigenkreis erfordern nicht nur organisatorisches Geschick, sondern die Angehörigen leisten durch Ihre Tätigkeit einen besonders wertvollen Beitrag, wobei Ihre Betreuungsarbeit oftmals mit starker physischer und psychischer Belastung verbunden ist.
Was viele nicht wissen oder gar nicht so wahrnehmen ist, dass auch die pflegenden Familien und Angehörigen Hilfe benötigen. Und zwar in einer Art und Weise, damit Sie die Verantwortung und Aufgaben, die sie übernommen haben und auch großteils aus eigenem Antrieb machen, auch erfolgreich bewältigen können. Im zeitlich oft begrenzten Alltag heißt das oft Hürden und Schwierigkeiten zu überwinden und genau an diesem Punkt ist es notwendig, über wesentliche Dinge Bescheid zu wissen.
Hier spielen mehrere Faktoren eine große Rolle, die beachtet werden müssen, um eine erfolgreiche Bewältigung durch die pflegenden Angehörigen zu erreichen.
Die rechtliche Komponente
Die pflegenden Angehörigen sollten darüber Bescheid wissen, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt es – Das heißt z.B.:
- Ab wann und unter welchen Voraussetzungen gibt es wieviel Pflegegeld?
- Was muss ich tun, damit ich es erhalte?
- Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege?
- Welche wichtigen Neuerungen zum Pflegegeld werden im Nationalrat beschlossen, die mich betreffen?
- Dürfen Angehörige notwendige Medikamente verabreichen? Was ist, wenn die pflegende Person, Spritzen uvm. benötigt
- uvm
Die finanzielle Komponente
Pflege und regelmäßige Betreuung kosten nicht nur Kraft, sondern der damit verbundene Unterstützungsbedarf erfordert auch Geld. Hier kommt der Staat ins Spiel. Welche finanzielle Unterstützung gibt es von staatlicher Seite?
- Erhöhte Familienbeihilfe
- Pflegegeld
- Familienhospizkarenz – Härteausgleich
- Befreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer
- Autobahnvignette
- Behindertengerechter Autoumbau
- Schulfahrtbeihilfe
- Fahrtkostenersatz bei Therapie
- Kostenersatz für Hilfsmittel
- Zuschuss für behindertengerechte Umbauten
- Therapiekostenersatz
- Zusatzbetreuung
- Außergewöhnliche Belastungen
- Freibetrag für Mehraufwendungen für behinderte Kinder
- Selbstversicherung in der Pensionsversicherung für Zeiten der Pflege eines behinderten Kindes
- Befreiung von der Rundfunkgebühr, Antrag auf Zuschuss zum Fernsprechentgelt sowie Befreiung von der Entrichtung der Ökostrompauschale
- Zuschuss zu Führerscheinkosten
- Zuschuss zum Erwerb eines Kfz
- Befreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer
- Steuerfreibetrag für die Mobilität Körperbehinderter
- Übernahme von Fahrt- und Transportkosten zum Arbeitsplatz
- Zuschuss für berufliche Hilfsmittel bzw. Arbeitsplatzadaptierung
- Zuschüsse zu den Lohnkosten
- Förderung der Persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz (PAA)
- Zuschuss zu behindertengerechten Umbauten im Wohnbereich
- Begünstigte Weiter- und Selbstversicherung in der Pensionsversicherung für pflegende Angehörige
- Zuwendungen zur Unterstützung pflegender Angehöriger
- Förderung der 24-Stunden-Betreuung
- Befreiung von der Rezeptgebühr und vom Serviceentgelt für die e-card
- Selbstbehalte bei Kur- und Rehabilitationsaufenthalten
- Zuschuss zu privaten Hilfsmitteln und orthopädisch-prothetischer Versorgung
- Ausgleichszulage in der Pensionsversicherung
- Investive Maßnahmen zur Unterstützung der Barrierefreiheit
- Uvm
Organisatorische Komponente
Je nachdem, wie oft und wie intensiv eine Pflege und Betreuung notwendig ist, muss alles rundherum auch organisatorisch abgestimmt werden.
Ein Beispiel: Die berufstätige Tochter kümmert sich liebevoll um ihre Mutter. Hier sollte vorab z.B. Folgendes geklärt werden:
- Wie oft muss und wie intensiv muss die Mutter gepflegt werden. Einmal am Tag, mehrmals am Tag?
- Welche Tätigkeiten sind wann durchzuführen?
- Wie lässt sich das mit den Arbeitszeiten der Tochter vereinbaren?
- Können noch andere Familienmitglieder bestimmte Tätigkeiten übernehmen. Wenn ja, wer und wann in welchem Ausmaß?
- uvm
Physische Komponente
Die Pflege und Betreuung von Angehörigen bringen oft auch eine enorme körperliche Belastung und Anstrengung mit sich. Je nach dem, in welchem körperlichen Zustand sich die pflegende Person befindet. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie mehrmals am Tag gelagert werden muss, herausgesetzt werden soll uvm und das Gewicht über das normale Maß hinausgeht. Dies erfordert nicht nur die richtige Technik, sondern auch viel Kraft und eine gute physische Verfassung.
Mentale Komponente
Nicht zu vergessen, ist die nicht immer sichtbare mentale Komponente. Die Pflege und Betreuung von Angehörigen kosten vielen sehr viel Energie und das wichtige seelisch-geistige Gleichgewicht wird meist sehr stark beeinträchtigt. Wer mental angeschlagen ist bzw. nicht weiß, wie er mit bestimmten Situationen und Stimmungen umgeht, läuft Gefahr, selbst zu erkranken und das hilft keinem. Angehörige zu pflegen, heißt auch viel Geduld, Verständnis und Liebe aufzubringen, bestimmte Sachen nicht immer ganz so ernst zu nehmen, negative Ausbrüche der pflegenden Personen nicht zu nah herankommen zu lassen. Oft ist das nur das Krankenbild, aber für die Angehörigen oft sehr schwer nachvollziehbar und somit psychisch sehr belastend. Auch das schlechte Gewissen der Angehörigen spielt eine oft nicht zu unterschätzende Rolle. Auch sie benötigen jemanden, der sie entlastet, wo sie auftanken können, damit die Motivation und Lebensqualität der pflegenden Angehörigen nicht sinkt.
Bevor man sich nun entscheidet, ob man Angehörige selbst permanent pflegt und betreut, sollte man sich über diese 5 wichtigen Komponenten gründlich Gedanken machen. Gerade heutzutage nehmen immer mehr Familien eine professionelle 24-Stunden-Betreuung in Anspruch, um Angehörige zu entlasten und der pflegenden Person Sicherheit und Lebensqualität zu geben.